<aside> ℹ️ Teil 12/36 von: We are the change
Von @Klaus Steinfelder, in Notion adaptiert von @StefanMünz

</aside>

Nach ihrer Rückkehr aus Wien, Anfang Juni 19, verbrachte Greta Thunberg sechs zusammenhängende Wochen in Schweden, was in diesem Jahr ungewöhnlich für sie war. Sie bereitete sich auf die Abschlussprüfungen an ihrer Schule vor, suchte nach einer Möglichkeit, den Atlantik zu überqueren, ohne zu fliegen, und nahm die Einladung an, auf der Brilliant Minds Konferenz in Stockholm zu sprechen.

https://s3-us-west-2.amazonaws.com/secure.notion-static.com/5ffaac6a-3fba-4389-80bd-bf34047ccead/EdyQtKzWoAEo2E7.jfif

In Wien hatte sie auf dem R20 Austrian World Summit vor Präsidenten, Unternehmern und Prominenten gesprochen, und möglicherweise hatte dies zu der Einladung zur Brilliant Minds Konferenz geführt, die im Stockholmer Grand Hotel stattfand und zu der u.a. die Obamas diverse Königsfamilien und der Spotify-Gründer Daniel Ek angereist waren.

Möglicherweise aufgrund dieses sehr speziellen Publikums konzentrierte sich Thunberg in dieser Rede stärker als sonst auf Fragen des individuellen Lebensstils:

Speech at Brilliant Minds conference in Stockholm 13/6 19

Speech at Brilliant Minds conference in Stockholm 13/6 19

Mein Name ist Greta Thunberg und ich bin Klimaaktivistin.

Um das Jahr 2030 werden wir uns in einer Situation befinden, in der wir wahrscheinlich eine unumkehrbare Kettenreaktion in Gang setzen, die sehr wahrscheinlich zum Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, führen wird, - jenseits jeder menschlichen Kontrolle.

Es sei denn, dass in diesem Zeitraum dauerhafte und beispiellose Veränderungen in allen Aspekten der industrialisierten Gesellschaft stattgefunden haben – einschließlich einer Reduktion unserer CO₂-Emissionen von mindestens 50 Prozent. Und bitte berücksichtigen Sie, dass diese Berechnungen auf Erfindungen beruhen, die bislang in dem vorgesehen Umfang noch nicht entwickelt wurden. Des Weiteren beinhalten diese wissenschaftlichen Berechnungen nicht die meisten der unvorhersehbaren Kipp-Punkte und Feedback-Schleifen. Auch beinhalten diese Berechnungen nicht die durch giftige Luftverschmutzung kaschierte bereits eingeschlossene Wärmemengen (zu diesem Thema siehe auch Anhang). Ebenso wenig den Aspekt der Gerechtigkeit – der eine absolute Notwendigkeit darstellt, damit das Pariser Abkommen in einem globalen Maßstab funktionieren kann.

Und diese Berechnungen sind keine Meinungen oder wilde Schätzungen. Diese Projektionen der IPCC werden von wissenschaftlichen Fakten gestützt. Um die Erderwärmung auf 1,5° zu begrenzen, was physikalisch noch möglich ist, müssen wir so gut wie alles verändern.

Wir müssen anfangen, im Einklang mit den Möglichkeiten des Planeten zu leben. Dies wird eine große Veränderung für viele sein. Aber nicht für die Mehrheit. Denn der allergrößte Teil der Menschheit lebt im Einklang mit den Möglichkeiten des Planeten.

https://s3-us-west-2.amazonaws.com/secure.notion-static.com/2aeaaf66-50c7-45e0-a2ba-f0fd0796c343/EdyRgozWkAUq8SN_(1).jfif

https://s3-us-west-2.amazonaws.com/secure.notion-static.com/230fa275-8cfa-4d8f-ae6c-b8f22282170d/EdyTFeZXsAIyT7z.jfif

Die reichsten 10% der Weltbevölkerung sind für die Hälfte der Treibhausemissionen verantwortlich. Die reichsten 1% emittieren mehr als die ärmsten 50%. Und es geht mir nicht darum, Armut zu glorifizieren. Es geht hier um Physik. Und um die begrenzte Menge CO2, die wir noch emittieren dürfen, um das Pariser Abkommen erfüllen zu können.

Es sind nicht die Menschen in Mosambik, Bangladesch oder Kolumbien, die für diese Krise verantwortlich sind. Es seid ihr hier im Publikum, Menschen mit Macht, Unternehmer, Politiker, Stars, die in der Welt herumfliegen, oft in Privatflugzeugen. Euer CO2-Footprint entspricht dem ganzer Dörfer in anderen Teilen der Welt.

Aber das Schlimmste ist, dass ihr diesen Lebensstil für Viele zu etwas anscheinend Normalen macht. Menschen schauen zu euch auf. Mit euerem Verhalten seid ihr Vorbilder.

100 große Unternehmen sind für 71% der der weltweiten Emissionen verantwortlich. Wir müssen akzeptieren, daß „der Markt“ oder neue Technologien das Problem nicht für uns lösen werden. Wir müssen das System und unser individuelles Verhalten ändern. Wir brauchen einen Systemwechsel, eher als einen individuellen Wandel. Doch es gibt das eine nicht ohne das andere!

Wenn wir die Geschichte betrachten, sehen wir, dass alle großen gesellschaftlichen Veränderungen von Menschen auf der Graswurzelebene begonnen wurden. Kein Systemwechsel greift Raum ohne den Druck großer Gruppen von Individuen.

Und nein, ich gebe euch nicht die Schuld. Ihr handelt nicht so, weil ihr dumm seid. Ihr ruiniert die Biosphäre und die zukünftigen Lebensgrundlagen aller Lebewesen nicht, weil ihr böse seid. Zumindest hoffe ich das. Ich weiß, dass nahezu jeder von euch einfach uninformiert ist – so wie der Rest der Weltbevölkerung.

Ich weiß, dass ihr hier im Publikum nicht hierher gereist seid, um einem 16-jährigen Mädchen zuzuhören, das seltsame und unbequeme Dinge sagt.