<aside> ℹ️ Teil 1/36 von: We are the change
Von @Klaus Steinfelder, in Notion adaptiert von @StefanMünz

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Zum Zeitpunkt ihrer Rede bei der Kundgebung des Klimamarsches in Helsinki im Oktober 2018 hatte Greta Thunberg bereits einige Monate als Klima-Aktivistin hinter sich, in denen sie erste Aufmerksamkeit erzeugte (siehe auch Anhang).

Genau zwei Monate vor der Rede in Helsinki, am 20. August 2018, hatte sie ihren Skolstrejk för Klimatet begonnen und dazu folgenden provokanten Tweet abgesetzt:

https://twitter.com/GretaThunberg/status/1031442623653928960

Wir Kinder tun normalerweise nicht, was ihr uns sagt, wir tun, was Ihr tut. Und da ihr Erwachsene auf meine Zukunft scheißt, tue ich das auch. Ich bin bis zum Wahltag im Schulstreik für das Klima.

Der Wahltag, das ist der 9. September 2018 - die Wahl zum Schwedischen Reichstag.

Zum Zeitpunkt ihres Auftritts in Helsinki ist Greta Thunberg bei den internationalen Medien noch kein Thema. Allerdings ist es nicht ihre erste Rede. Zum ersten mal hatte sie vor Publikum einen Tag vor der Wahl in Stockholm geredet (siehe Anhang). Nachdem ihr Schulstreik unter aktivistisch bereiten jungen Menschen schnell über Schwedens Landesgrenzen hinaus bekannt geworden war, fanden sich auch in weiteren Ländern SchülerInnen zusammen, um für das Klima zu streiken. Zeitnah wurde Greta deshalb zunächst nach Brüssel und dann nach Helsinki zu diesen Streiks eingeladen (zum Auftritt in Brüssel, der am 6. Oktober 2018 stattfand, siehe Anhang).

Hier die Rede in Helsinki. Das YouTube-Video schneidet die Rede leider zusammen. Deshalb enthält die Übersetzung der vollständigen Rede unterhalb mehr Text, als im Video zu sehen ist.

Greta Thunberg's first international speech, Helsinki, 20 October 2018

Greta Thunberg's first international speech, Helsinki, 20 October 2018

Ich heiße Greta Thunberg. Ich bin fünfzehn Jahre alt. Ich wohne in Stockholm. Ich befinde mich für das Klima im Schulstreik. (Anm.: diesen Absatz sagte sie auf Finnisch) **

Jeden Freitag sitzen wir vor dem schwedischen Parlament, bis Schweden das Pariser Klimaschutzabkommen einhält.

Wir fordern alle auf, es ebenso zu machen, wo immer ihr seid: Setzt euch vor euer Parlamentsgebäude oder Rathaus, bis euer Land auf einem sicheren Weg zu einem Erderwärmungsziel von unter zwei Grad ist.

Wenn wir sämtliche aktuellen Emissionen Schwedens und Finnlands – einschließlich Luftfahrt, Verkehr und Importgütern – einbeziehen und den Gerechtigkeitsaspekt gegenüber ärmeren Ländern berücksichtigen, wie es eindeutig im Pariser Klimaschutzabkommen und im Kyoto-Protokoll fest-gehalten ist, dann müssen reiche Länder wie Schweden oder Finnland laut der Universität Uppsala anfangen, ihre Emissionen alljährlich um mindestens fünfzehn Prozent zu reduzieren. Wenn wir das tun, geben wir Entwicklungsländern eine Chance, ihren Lebensstandard zu erhöhen, indem sie einen Teil der Infrastruktur aufbauen, die wir schon haben, wie Straßen, Schulen, Krankenhäuser, sauberes Trinkwasser, Stromversorgung usw.

Manche sagen, wir sollten stattdessen lieber in die Schule gehen. Manche sagen, wir sollten studieren, Klimaforscher werden und dann »die Klimakrise lösen«. Aber die Klimakrise ist bereits gelöst. Wir kennen schon sämtliche Fakten und Lösungen. Alles, was wir tun müssen, ist aufwachen und etwas verändern.

Und warum sollten wir für eine Zukunft lernen, die es schon bald nicht mehr geben wird, wenn niemand irgendetwas unternimmt, um diese Zukunft zu retten? Welchen Sinn hat es, in der Schule Fakten zu lernen, wenn die wichtigsten Fakten, belegt durch die modernste Forschung ebendieses Bildungssystems, unseren Politikern und unserer Gesellschaft offensichtlich nichts bedeuten?

Heute verbrauchen wir täglich hundert Millionen Barrel Öl. Es gibt keine politischen Maßnahmen, das zu ändern. Es gibt keine Vorschriften, das Öl im Boden zu belassen. Daher können wir die Welt nicht retten, indem wir uns an die Regeln halten. Denn die Regeln müssen verändert werden. Alles muss verändert werden. Und das muss heute anfangen.

Niemand tut auch nur annähernd genug.

Alles und alle müssen sich ändern.